Aktionswoche Schuldnerberatung: Die AWO NRW fordert finanzielle Allgemeinbildung

05.06.2024

Finanzielle Allgemeinbildung von klein auf fordert die AWO NRW. „In einer auf Konsum ausgerichteten Welt muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet gelernt werden“, sagt Franziska Matschke von der Schuldnerhilfe Köln. So könne unter anderem dem Verschuldungsrisiko, das von „Buy Now, Pay Later“-Angeboten ausgeht, begegnet werden.

Franziska Matschke äußerte sich anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung 2024, zu der die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) vom 10. bis 14. Juni 2024 aufruft. Die Aktionswoche Schuldnerberatung nimmt vor allem „Buy Now, Pay Later“-Angebote ins Visier. „Buy now – Inkasso später“ lautet das Motto der Aktionswoche. „Viel zu viele, auch junge Menschen, unterschätzen das Risiko, das von scheinbar so verlockenden Angeboten ausgeht, jetzt etwas im Internet zu bestellen und es später zu bezahlen. Das Risiko, den Überblick zu verlieren und in eine Schuldenfalle zu geraten ist bei diesen Angeboten hoch“, sagt Franziska Matschke.

Für betroffene Haushalte – darunter auch viele junge Menschen – ist es wichtig, wieder einen Überblick über die finanzielle Situation zu bekommen und eine gute Budgetplanung zu erstellen, wollen sie aus der Schuldenfalle heraus. Das ist kein einfacher Weg, der auch die Schuldnerberatungsstellen vor große Herausforderungen stellt. Daher fordern auch die Schuldnerberatungsstellen der AWO NRW gemeinsam mit der AG SBV, neben einer finanziellen Allgemeinbildung von klein auf, viel mehr Transparenz bei „Buy Now, Pay Later“-Angeboten. Mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter verschwimme für die Käufer*innen die Grenze zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung läuft dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf unter Umständen sogar ein Kredit abgeschlossen wird. Hauptkritik: Das wird so im Kaufprozess nicht klar kommuniziert. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gibt es häufig nicht. Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. „Da muss der Gesetzgeber tätig werden“, fordern die Verbände.

Und wenn – unter anderem durch „Buy Now, Pay Later“-Angebote – Menschen in die Verschuldung geraten, müssten sie einen Zugang zur Schuldnerberatung haben. „Der darf nicht abhängig sein von örtlichen Regelungen, daher fordern wir einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle“, so Franziska Matschke. Zudem müsse es eine dauerhaft institutionell abgesicherte primäre Präventionsarbeit geben, die Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Verbände leisten könnten. „Vorbeugen ist hier besser als heilen, es erspart vielen Menschen die drohende Armut. Und wenn Menschen in diese Situation kommen, muss vor allem Soziale Schuldnerberatung gestärkt werden. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung – ein auch volkswirtschaftlich messbarer Mehrwert“, so Franziska Matschke.

„Die Finanzierung der Schuldnerberatung bedarf Planungssicherheit und muss eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstelle unter Berücksichtigung tariflicher Löhne, Verwaltungskosten, Fortbildung und Sachkosten umfassen. Nur dadurch kann die Qualität und der Erfolg der Schuldnerberatung sichergestellt werden“, ergänzt Jürgen Otto (Landesgeschäftsführer der AWO NRW). Damit dies zukünftig besser gelinge, „müssen kreditvergebende Geldinstitute umfassend an der Finanzierung der Schuldnerberatung beteiligt werden“, fordert der Landesgeschäftsführer der AWO NRW.

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