Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan – mit verheerenden Folgen. Darauf macht die Landesarbeitsgemeinsaft der AWO NRW anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung (30.05. bis 03.06.2022) aufmerksam, und fordert ein Recht auf Schuldnerberatung für alle und einen Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung.
Krankheit, Kurzarbeit oder eine hohe Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Vor dem Hintergrund steigender Preise erwarten die Schuldnerberatungsstellen einen Anstieg der Beratungsnachfrage. Aus einer Verschuldung kann schnell eine Überschuldung werden und damit zu einem Teufelskreis aus unbezahlten Rechnungen, Stigmatisierung und Scham führen.
Im Rahmen der Aktionswoche mit dem Motto „… und plötzlich überschuldet“ veranstalten die Schuldnerberatungsstellen der AWO NRW verschiedene Aktivitäten an ihrem Standort.
Recht auf Schuldnerberatung für alle
Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatung da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern.
Wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch, werden aber die Wartezeiten immer länger – im Schnitt dauert es 3 - 4 Wochen, um einen Termin bei einer der Schuldnerberatungsstellen der AWO NRW zu erhalten.
Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Beratung haben – Soloselbständige, Rentner*innen und Student*innen etwa sind in einigen Kommunen davon ausgeschlossen.
Wenn man weiß, wie wichtig eine zeitnahe und qualifizierte Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in Schwierigkeit geraten, diese in Anspruch nehmen dürfen. Die AWO NRW fordert gemeinsam mit der AG SBV daher ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen, mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden.
Hintergrund / Mehr Informationen
Die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV) veranstaltet die Aktionswoche. Die AG SBV vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen bzw. als Mitglied in einem der Verbände (Deutscher Caritasverband, Diakonie Deutschland, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Verbraucherzentralen). Im Gegensatz zu gewerblichen Anbietern ist die gemeinnützige soziale Schuldnerberatung für die überschuldeten Menschen kostenfrei. Die gemeinnützige Schuldnerberatung bundesweit uneinheitlich finanziert und chronisch unterfinanziert. Bereits vor der Corona-Krise konnten nur zehn bis 15 Prozent der überschuldeten Menschen beraten werden.